Funkamateur 05/84

 

Funkamateure entwickeln Amateurcomputer "AC1" (6)

Dipl.-Ing. F. HEYDER - Y21SO

...

Das Fernschreibinterface

Die Schaltung zum Anschluß eines Fernschreibers bzw. zu seinem Ersatz durch "AC1" ist in Bild 16 dargestellt. Sie hat dem Rechner eingabeseitig zu signalisieren, ob Linienstrom fließt oder nicht und dementsprechend ausgabeseitig den Linienstrom zu schalten. Dieses Interface realisiert also nur die Funktion von Sendekontakt und Empfangsmagnet, es trennt den Rechner galvanisch von der Fernschreiblinie. Bei entsprechender Beschaltung des Fernschreibsteckers ist es damit möglich, die mechanische Maschine durch das elektronische Display zu ersetzen, indem man nur die Stecker austauscht. Die Linienstromquelle ist dann weiterhin erforderlich. Als Relais werden 6V-Reed-Relais verwendet, da mit Reed-Kontakten die erforderliche Schaltgeschwindigkeit realisiert werden kann. Bei gemeinsamem Betrieb dieser Interfaceschaltung und einer mechanischen Maschine in einer Linie mit relativ hoher Spannung der Linienstromquelle (über 60 V) kann es zum Kleben des Relaissendekontaktes infolge zu hoher Induktionsspannungsspitzen kommen. Hier muß man entweder ein größeres Reed-Relais einsetzen, oder man reduziert die Spannung der Linienstromquelle auf etwa 60 V. Diese Interfaceschaltung wurde bisher bei verschiedenen Übertragungsraten, mit mechanischer Fernschreibmaschine in Reihe, bis 50 Baud und als Einzelgerät bis 110 Baud getestet. Andere Schaltungen, die das gleiche logische Verhalten zeigen, sind natürlich ebenfalls einsetzbar. Hier ist z.B. in [8] eine weitere Möglichkeit zum Anschluß eines Fernschreibers gezeigt. Bei der Verbindung von Sender, Empfänger und RTTY-Display kann auch ganz auf ein solches Linienstrominterface verzichtet werden. Wichtig ist nur, daß am Ende immer das gleiche logische Verhalten für den PIO-Anschluß des Rechners realisiert wird. Die Serien/Parallel­Wandlung, das Kodieren und Dekodieren der Fernschreibzeichen erfolgt vollständig per Software, wie es später noch erläutert wird. In Verbindung mit dem RTTY-Konverter ist dieses Interface auch für den CW-Betrieb einsetzbar. Der Konverter wird dann im Space-only-Betrieb als Tonfilter verwendet.

...

CW- und RTTY-Programme

Diese beiden Programme sind nun schon spezielle Anwendungsbeispiele für den Einsatz des "AC1" auf dem Gebiet des Amateurfunks. Das CW-Programm wurde als Morseschreibmaschine gestaltet. Nach der Wahl der Geschwindigkeit erfolgt die exakte Ausgabe des eingegebenen Textes, bis das zuletzt eingegebene Zeichen erreicht ist. Zur Orientierung wird das jeweils auszugebende Zeichen auf dem Bildschirm durch einen Stern ersetzt, so daß man sofort sieht, an welcher Stelle die Morseausgabe gerade erfolgt. Eine Erweiterung zur Eingabe von Speichertexten und zur Morsezeichendekodierung ist vorgesehen.
Eine der interessantesten Anwendungen von Computern im Amateurfunk dürfte wohl das Funkfernschreiben sein. Deshalb wurde auch für den "AC1" ein RTTY-Programm geschrieben und bereits mehrfach mit Erfolg eingesetzt. Mit ihm ist es möglich, in jeder gebräuchlichen Baudrate (ab 35 Bd in Schritten zu 1 Bd aufwärts frei wählbar) RTTY-Funkbetrieb entsprechend dem Telegraphenalphabet Nr.2 der CCITT durchzuführen. Standardtexte wie RY-Schleife oder Stationsbeschreibung lassen sich aus dem Speicher abrufen. Durch den geschickten Einsatz von Speichertexten ist es auch für Ungeübte relativ schnell möglich, einen raschen RTTY-Funkbetrieb zu realisieren. Das bei der mechanischen Maschine notwendige Umschalten zwischen Buchstaben und Ziffern erfolgt hier automatisch, mehr noch, je Zeiteinheit, die 10 Fernschreibzeichen entspricht, wird das gerade aktuelle Registerzeichen automatisch in die Aussendung eingefügt. Damit erhöht sich die Sicherheit der Übertragung.
Die Serien/Parallel-Wandlung und die Kodierung bzw. Dekodierung der Fernschreibzeichen erfolgen ausschließlich mit dem Grundmodul des "AC1" per Software. Im Gegensatz zur mechanischen Maschine tastet der "AC1" jeden Informationsschritt dreimal ab (bei 25, 50 und 75 % der Schrittweite) und bildet daraus den Mittelwert. War z.B. kein echter Startschritt, sondern nur ein Störimpuls vorhanden, so bedeutet das den sofortigen Übergang zur Empfangsbereitschaft. Wurde nicht mindestens ein Stoppschritt erkannt, so erfolgt keine Ausgabe des Zeichens auf dem Bildschirm. Durch diese Maßnahmen ergibt sich gegenüber der mechanischen Maschine eine größere Störsicherheit und die Synchronisation beim Einschalten in eine laufende Sendung erfolgt schneller.
Das Zeitraster zur Realisierung der entsprechenden Baudrate ist durch den CTC vom quarzstabilisierten Systemtakt des Rechners abgeleitet, so daß die Toleranz der Baudrate im Bereich weniger Promille liegt Ein weiterer, bestimmt nicht unerheblicher Vorteil eines solchen RTTY-Displays ist seine vollständige Geräuschlosigkeit, wenn man vom Tastengeräusch und dem eventuellen Klappern eines Fernschreibrelais einmal absieht. Eine Erweiterung auf den ASCII-Zeichensatz ist möglich und vorgesehen.
...